Das ist Karlchen, Leos Maus. Er heißt mit vollem Namen Karl-Theodor, ist ein Bad Kösener Stofftier und schläft Nacht für Nacht auf Leos Kopfkissen. Mitunter wird er auch beim samstäglichen Einkaufen in der Jackentasche herumgetragen, um arglose Verkäuferinnen mit Bemerkungen wie "Oh, meine Maus ist gerade aufgewacht!" zu erschrecken. Denn Karlchen sieht trotz seiner (recht knuddeligen) Leibesfülle erstaunlich echt aus. Er wird heiß und innig geliebt, aber als die Frage aufkam, welches Kuscheltier Leo auf der Hortreise begleiten soll, wurde nicht einmal ein Gedanke an ihn verschwendet - zu groß war Leos Angst, Karlchen könnte verloren gehen. Mit dem gleichen Argument wurde dann aber auch jedes weitere Stofftier bedacht, so dass es danach aussah, dass Leo gänzlich ohne auf die Reise gehen würde. Das tat mir leid, denn selbst coole Rabauken haben fern von zu Hause ganz gern einen kleinen Freund an ihrer Seite.



So entstand am Tag vor Leos Abreise Minerva. Ich kann eigentlich nicht nähen, aber es erschien mir immer noch die schnellere Alternative zum Stricken. So habe ich aus einer alten Leinenhose nach einer hastig gezeichneten Skizze drei Teile ausgeschnitten - eine Ellipse und zwei etwas schiefe Halbkreise und diese dann mit der Hand zusammengenäht. Ich habe mir Mühe gegeben, aber die Stiche sehen weder gleichmäßig noch ordentlich aus. Naja. Die Ohren habe ich freihand ausgeschnitten, ebenfalls zusammengenäht und gewendet (das war eine Katastrophe, das Leinen war so faserig und die Öhrchen so klein). Sie sind mit ein paar Stichen am ausgestopften Körper befestigt, die Augen sind aufgestickt und der Schwanz ist eine Kordel aus Tweedgarn. Immerhin, es ist erkennbar eine Maus, und Leo war recht angetan von ihr. In einem kleinen grauen Schmuckbeutel wanderte sie dann in seinen Rucksack und durfte auf der Reise an Karlchens Stelle sein Bett teilen.



Leos Vater fand den Namen Minerva übrigens sehr unpassend. Sie ist die römische Göttin der Weisheit, und hat wie ihr griechisches Vorbild Athene die Eule als Symboltier. Und was Eulen bevorzugt fressen, ist ja bekannt. Auch Harry Potters Lehrerin Minerva McGonagall, die sich in eine Katze verwandeln kann, ist vielleicht nicht der beste Namenspatron für eine Maus.

Strickblogs und Katzen gehören ja irgendwie zusammen. Da ich leider nichts Gestricktes vorzuweisen habe, zeige ich wenigstens mal eine Mieze. Leider nicht meine, sondern nur eine Zufallsbekanntschaft im Garten meiner Oma. Bis zu ihrem Erscheinen hatten Leo und ich Katz und Maus gespielt, was danach nicht mehr möglich war, weil die Katze Leo in jedes Versteck gefolgt ist und ihn damit in nullkommanix verraten hatte. Schlaues Tier.

Ich wohne in keinem Hochhaus und habe es auch nicht vor, aber die Aussicht auf die Stadt und den sich endlos erstreckenden Himmel finde ich mitunter beneidenswert.

Ich war gestern mit Leo zum Lunch im Schwarzen Café. Bestellt hatte ich ein Baguette mit Kräutern und Creme Fraiche, bekommen habe ich ein kleines Gemüsebeet, inklusive Stiefmütterchen-Blüten.