Noch ein Ungeheuer ....
.... dieses Mal nicht mit Zacken versehen, sondern mit Haaren. Und Haken. Der graue Islandmantel ist seit zwei Wochen fertig, seit dem hadere ich mit mir, ob ich ihn behalten, auftrennen, wegwerfen oder in die Kochwäsche werfen sollte. Aber der Reihe nach. Gestrickt habe ich ihn, ohne Änderungen, nach einer Anleitung aus dem Lopi-Buch 24, mit doppelt genommener Islandwolle und Nadeln in Stärke 12 mm. Dass das kein Vergnügen war, hatte ich schon berichtet. Genauso schlimm wie der Kampf mit den kochlöffeldicken Nadeln war der mit den umherfliegenden Haaren - meine überwiegend schwarzen Röcke und Pullover sahen nach dem Stricken aus, als hätte ich eine weiße Perserkatze auf dem Arm gehabt. Dazu war meine Wohnung von Wollmäusen bevölkert, die sich schneller vermehrten, als mein Staubsauger sie vertilgen konnte. Zum Glück nur für kurze Zeit, denn ein Bonus des dicken Garns ist, dass man sehr schnell vorankommt.
Der Mantel wird in einem Stück gestrickt, die Ärmel zunächst in Runden und ab der Raglanschräge dann gemeinsam mit dem Hauptteil. Das hat den Vorteil, dass man auf Nähte verzichten kann, und den Nachteil, dass ohne Nähte die angesichts des Gesamtgewichts des Mantels - immerhin 1.600 g - nötige Stabilität fehlt. Schon nach wenigen Anproben war der Schulterbereich überdehnt, die Knöpfe blieben nicht dort, wohin sie gehörten und ich war nur noch damit beschäftigt, irgendwo irgendwas zurechtzuzupfen. Ich habe überlegt, ob es geholfen hätte, das Garn fester zu verstricken, ich fürchte allerdings, dass das auf Kosten der Flexibilität hätte geschehen müssen, und unter Umständen wäre der Mantel durch den höheren Garnverbrauch noch schwerer geworden.
Ist euch eigentlich mal aufgefallen, dass in vielen Strickheften die Models barfuß abgebildet sind? Vor allem bei Debbie Bliss sticht das ins Auge. In ihrem Alpaca Silk Buch trägt nicht eines der Mädchen Socken oder gar Schuhe, dafür aber Pullover und Jacken, die einen noch bei Außentemperaturen von minus fünf Grad wärmen könnten. Bisher habe ich immer angenommen, dass durch die nackten Beine und Füße etwas Behagliches, Sinnliches ausgedrückt werden soll, dass sich dann eben auch in Handgestricktem wiederfindet. Seit ich am Wochenende die Fotos von Ylja gemacht habe, sehe ich einen viel profaneren Grund: es ist einfach zu heiß! Meine Geduld, lange mit Stativ und Selbstauslöser zu experimentieren, war daher auch begrenzt.
Vor lauter Unbehagen über den Mantel (wobei der wärmende Faktor ja eigentlich ein positiver ist), habe ich ihn nach dem letzten Foto tatsächlich in die Waschmaschine gestopft und bei 40° gewaschen. Noch trocknet er, so dass ich nichts Endgültiges sagen kann, aber die angefilzte Struktur wirkt deutlich fester, und es sieht nicht danach aus, dass er jetzt zu klein wäre. Foto und Bericht werden folgen!
clickclack - 9. Okt, 15:13