Stormy Weather.
Wenn man in der Dämmerung am Tempelhofer Flughafen vorbeikommt, sieht man fast immer einen großen Schwarm Krähen in einer einzelnen alten Platane sitzen - dicht an dicht, so dass der Baum fast wirkt, als sei er mit schwarzem Laub bedeckt. Als ich gestern am späten Nachmittag dort entlangfuhr, war ich neugierig, ob die Tiere auch bei dem heranziehenden Sturm ihr Quartier aufsuchen würden - aber die Platane war leer. Ich sah einige von ihnen dann etwas weiter südlich in einer Birke, sie flohen jedoch, als ich mich ihnen auf etwa zwanzig Meter näherte. Angsthasen!
Der Wind wehte zu dieser Zeit schon recht kräftig, und als ich näher an den Zaun herankam, sah ich hunderte von Krähen, die das Flugfeld bevölkerten und sich wild durcheinander fliegend in den Wind warfen. Das heißt, sie flogen immer nur kurz hoch und dann wieder herunter, immer wieder, und kreischten dabei ohrenbetäubend laut. Ich bin mir nicht sicher, waren sie verängstigt oder hatten sie einfach nur Spaß daran?
Wer auf jeden Fall Spaß hatte, war Leo. Sein Kindergarten war wegen der Unwettermeldung ab mittags geschlossen, was ihm einen Tag in meinem Büro beschert hat. Er findet es hier meist recht lustig: unter dem riesigen Schreibtisch kann man sich bestens verstecken, aus den Besucherstühlen und einer Decke wird im Handumdrehen ein Kuschelplatz zum Fernsehen (zum Glück kommt Spongebob beinah zu jeder Tages- und Nachtzeit), und im Gegensatz zu mir ist er Fan des Kantinenessens. Das Highlight war aber eine Fahrt mit dem Paternoster. Wir sind immer wieder aus- und eingesprungen und einige Male bis oben gefahren, wo es dann laut rattert und ruckelt, wenn die Kabine im Bogen zur anderen Seite und wieder nach unten fährt.
Steigt man im 19. Stock aus, hat man einen schönen Blick über die Stadt. Wir haben dort eine Weile gesessen und geschaut, wie Wolken über den Himmel zogen und Bäume sich leicht im Wind wiegten. Von oben sieht das alles sehr friedlich aus, vielleicht auch, weil es so still ist. Unsere Wohnung dagegen liegt in einem freistehenden Altbau, mit zum Teil uralten Fenstern, an denen der Wind abends kräftig rüttelte. Glücklicherweise sieht es heute morgen hier genauso aus wie gestern früh. Auch der Kran gegenüber, an dem gestern die Wolken so schnell vorbeijagten - die drei Bilder sind direkt hintereinander aufgenommen, war heute wieder in Betrieb.
clickclack - 19. Jan, 10:39