Haute Couture.
Mein Freund besitzt einen Teddybären. Er ist genauso alt wie er selbst, 45 Jahre, und er sieht genau so aus, wie ein heiß geliebter Freund aus Kindertagen eben aussieht, etwas mitgenommen. Das Fell ist hier und da blanken Stellen gewichen, die Arme und Beine sind recht wackelig. Was ich an dem Bären immer besonders rührend fand, ist dass er selbstgestrickte Hosen und eine kleine Strickjacke, ebenfalls handgestrickt trägt. Irgendeine frühe Freundin hat ihn damit ausgestattet, nicht perfekt, aber erkennbar liebevoll. Ich war immer ein bisschen neidisch darauf, anfangs, weil ich selbst nicht stricken konnte, später, weil sich kein passender Adressat fand. Dem alten Teddy neue Sachen zu anzufertigen, verbat sich irgendwie von selbst.
Kurz vor Weihnachten dann bekam Leo im Kindergarten einen Elch geschenkt. Er erhielt von ihm den Namen Leopold (nach Vater Mozart, fragt bitte nicht weiter), und genießt seitdem die Ehre, das Kopfkissen mit ihm zu teilen. Leopold ist süß, aber was mir sofort an ihm auffiel, war seine unpassende Kleidung: er trug nur Hosen, sein Oberkörper wirkte eindeutig nackt. Leo fand die Idee, den Elch einzukleiden, sofort großartig, und bat um eine Miniversion seines beigefarbenen Baumwollpullovers. Verwendet habe ich, um diesem Wunsch nachzukommen, einen Rest Rowan Handknit Cotton in Linen. Eine Anleitung hatte ich nicht, zum ersten Mal, wenn ich es genau überlege, und es wäre wohl auch sinnlos gewesen, denn Leopolds Maße dürften einmalig sein: sein Hals hat beinah den gleichen Umfang wie sein Bauch, sein Rücken ist etwas krumm und die Arme sehr kurz. Ich habe alles genau ausgemessen, eine Weile hin und her überlegt, einen Raglan-von-oben angefangen und wieder verworfen und dann schließlich ganz einfach in Runden, von unten beginnend, in einem Stück gestrickt, die Ärmel eingefügt und im Rücken mit verkürzten Reihen etwas Weite geschaffen. Und tatsächlich passt der Pullover erstaunlich gut. Das fiel sogar meinem Freund auf ;-).
clickclack - 9. Jan, 13:54