Dezembertage.
Die vergangenen Wochen waren anstrengend für mich. Private Verpflichtungen und dienstliche Termine haben die einzelnen Tage oft so ausgefüllt, dass ich abends einfach müde in die Kissen gesunken bin und weder lesen, fernsehen noch stricken konnte. Das Adventswochenende war seit langer Zeit das erste, das wirklich frei war, ohne Hektik, Termindruck, Stress. Ich denke, wir haben es gut zu nutzen verstanden. Am Samstag wurde der Adventskranz aus dem Blumenladen abgeholt und damit den Beginn der weihnachtlichen Dekoration markiert.
In den Jahren, in denen ich nicht mehr bei meinen Eltern wohnte und noch kein eigenes Kind hatte, besaß ich nicht einen Gegenstand, der irgendwie mit Weihnachten in Zusammenhang stand. Ich hatte nie einen Adventskranz, geschweige denn einen Tannenbaum, und natürlich auch keinen Baumschmuck. Erst in den vergangenen Jahren kam schleichend ein kleines Stück zum nächsten, die Vögelchen, noch immer meine Lieblinge, waren der Anfang der Sammlung. Sie sitzen in diesem Jahr auf Apfelbaumzweigen, die goldfarben besprüht sind.
Dieses Bild ist speziell für Ellen, die so lieb war und mir zusammen mit einer Anleitung für eine Kindermütze eine klitzekleine grüne Socke geschickt hat. Ellen, kannst du sie sehen? Sie hängt nun inmitten von kleinen Filztannen, goldenen Blättern und kuchentragenden Elfen. Lieben Dank noch einmal!
Das größte Stück Dekoration ist Leos Adventskalender. Ich habe ihn vor drei Jahren für ihn gemacht, aus einem großen Stück weißen Filz, in den in Weihnachtsbaumform Ösen für 24 Geschenke eingeschlagen wurden. Die Päckchen hängen an kleinen Haken, und wenn eines enfernt wurde, wird es durch eine kleine Weihnachtsbaumkugel ersetzt, so dass der Kalender bis zum 24. Dezember hübsch aussieht. Ich muss allerdings zugeben, dass ihm in diesem Jahr der Rang vom LEGO-Adventskalender abgelaufen wurde, und da Leo ohnehin kein Süßmäulchen ist, kann ich auch in dieser Hinsicht nicht punkten.
Gestrickt habe ich am Wochenende auch, endlich wieder etwas mehr als nur zwei, drei Reihen zwischendurch. Ich wollte gern den Yorkshire Tweed Aran ausprobieren, den ich mir vor einiger Zeit völlig ziellos gekauft hatte. Ich konnte mich auch jetzt nur schwer entscheiden, allerdings ist die Auswahl an Designs für Aran deutlich geringer als für 4ply, DK und Chunky, so kam es mir jedenfalls vor. Ich habe zunächst das Blissful Jacket von Debbie Bliss begonnen, aber der grobe Tweed in Verbindung mit dem fast formellen Stil der Jacke erschien mir zu maskulin. Dann habe ich es mit einem Muster versucht, aber das Garn ist ohnehin schon unregelmäßig in sich, so dass das nicht zur Geltung kam. Entschieden habe ich mich nun für einen schlichten, engen Cardigan mit tiefem V-Ausschnitt. Die Farbe des Garns ist Thorny, ein Braun, aber kein klares, sondern mit einem ganz leichten Olivschimmer.
Zumindest rede ich mir das ein, denn eigentlich mag ich kein Braun. Dabei steht es mir recht gut, und als einzige Farbe neben Weiß hat es sogar Einzug in mein Wohnzimmer gehalten. Aber nur hier, und das auch eher unfreiwillig. Der Tisch gehörte der Großmutter meines Ex-Mannes, und ist ungefähr einhundert Jahre alt. Er war lange nicht in Gebrauch, und da mein Mann zwar an ihm hängt, ihn aber selbst nicht nutzen wollte, habe ich ihn im vergangenen Jahr abgeschliffen und neu geölt. Eigentlich sollte er nur provisorisch bei mir stehen, genau wie die Saarinen-Sessel, die ich längst in hellem Beige neu beziehen lassen wollte. Aber irgendwie habe ich mich, genau wie an die Weihnachtsdekoration, langsam daran gewöhnt und ihn auch liebgewonnen.
clickclack - 4. Dez, 14:19