Schal-Modus: an.
Jedes Jahr zu Beginn des Herbstes packt mich, im Angesicht der Flut an Modemagazinen, die sich der neuen Saison verschreiben, und der neu bestückten Regale der Lieblingsläden, eine große Panik. Nämlich die altbekannte und weit verbreitete, nichts anzuziehen zu haben. Was wörtlich genommen natürlich Unsinn ist, da der Kleiderschrank durchaus nicht leer ist. Aber abgesehen von Dingen, die man immer kaufen muss oder kann, wie Schuhe oder Taschen, frage ich mich auch ständig, ob ich dieses oder jene Stück tatsächlich noch anziehen kann, ohne completely last season zu wirken. Dieser Gedanke ist im Grunde ziemlich lächerlich, weil ich niemals genau das trage, was man gerade tragen sollte, und damit auch keine wirklich unangemessenen Stücke besitze. Sondern eine Reihe fast identischer, seit Jahren zwar immer wieder ausgewechselter, aber doch immer gleicher Kleider. Schwarze Rollkragenpullover und Bleistiftröcke sind im Winter praktisch meine Uniform. Vielleicht ändert sich mal die Rocklänge oder die Form des Mantelkragens, und ich trage auch mal grüne Schuhe dazu oder eine beigefarbene Handtasche. Viel mehr passiert aber nicht, was letztlich etwas langweilig ist und vielleicht erklärt, warum ich mich nun auf Accessoires stürze.
Schals, um genauer zu sein. Ich fürchte, ich stricke im Moment kaum etwas anderes. Was zum einen daran liegt, dass mir zur Zeit so viele Gedanken im Kopf herumschwirren, dass mir abends, wenn ich etwas Zeit zum Stricken finde, die einfachsten Projekte die liebsten sind - und was könnte simpler sein als ein Schal? Ansonsten finde ich Schals aber auch perfekt, um neue Garne auszuprobieren, oder welche zu verwenden, bei denen ein ganzer Pullover oder eine Jacke zu kostspielig wären. Oder um Reste zu verwerten, die zum Wegwerfen viel zu schade sind. Oder um ein Muster auszuprobieren, für das man sonst keine Verwendung findet. Außerdem eignen sie sich mitunter auch gut als Geschenk. Und so ist nicht nur die Liste der Pro-Schal-Argumente lang, sondern auch die meiner begonnenen Stücke.
Ganz oben im Bild sind die zur Zeit in Arbeit befindlichen Schals: im Zopfmuster aus Tweedgarn, im Federmuster aus dünner Merino, in breiten Rippen aus einem Alpaca-Wolle-Dochtgarn und quergestreift in Resten aus Cashcotton. Fertig sind zwei Schals aus jeweils einem Strang Noro Iro, einmal klassisch eins rechts, eins links, circa 15 Zentimeter breit und 1,10 Meter lang. Er ist zwar an meiner Kleiderpuppe fotografiert, aber gedacht für Leo. Die schönen Blau-Grau-Grün-Töne müssten hübsch zu seinem grauen Dufflecoat aussehen, und die Länge ist für ihn perfekt.
Den zweiten Schal habe ich nach dem Jilly-Scarf-Prinzip gestrickt, glatt rechts mit einer Abnahme am Beginn und einer Zunahme am Ende jeder Hinreihe. Er liegt dadurch ganz glatt und ist, obwohl ich wegen eines nicht so schönen Farbtons am Ende des Stranges nicht die gesamte Wolle verwendet habe, doch recht lang geworden, 1,60 Meter ungefähr. Meine Erfahrung mit der Iro ist übrigens, dass sie nach dem Waschen deutlich weicher wird. Ich habe den Schal sogar bedenkenlos in die Waschmaschine getan, ohne dass auch nur eine Spur von Verfilzungen zu finden wäre. Anfangs war ich nämlich unsicher, ob sich Iro überhaupt als Schal verwenden ließe, im Strang wirkt das Garn nämlich recht kratzig. Auf der Seite von DesignerYarns findet man eine Pflegeanleitung für Noro-Garne, in der Maschinenwäsche für fast alle Garne empfohlen wird.
clickclack - 6. Okt, 10:41